Gibt es hier Wildkatzen?

Bisher gibt es noch keinen gesicherten Nachweis für die Wildkatze im Messeler Hügelland. Entgegen unserer Hoffnung waren bis zur öffentlichen Veranstaltung noch nicht alle Haarproben ausgewertet. Wir werden die Ergebnisse aktuell veröffentlichen.


Genetische Untersuchungen bringen Klarheit

Um sicher zu gehen, dass in den Regionen wirklich Wildkatzen leben, die für die Korridorbildung zwischen den Populationen wichtig sind, analysiert Senckenberg Haarproben. In der ersten Stufe wird die Tierart identifiziert, in der zweiten die DNA. Denn natürlich machen auch andere Tiere keinen Halt vor den rauen Holzstäben (siehe unten!), die sich so gut zum Kratzen der Haut eignen. Und die Untersuchungen sind aufwändig und teuer.

So wurden bisher 2 Rehe, 2 Wildschweine und 1 Fuchs als Haarspender identifiziert. Die Bestimmung von 10 Proben steht noch aus.

NABU arbeitete bei der Spurensuche im Wildkatzenprojekt mit.

Seit 2013 wurde im Messeler Hügelland nach Spuren der Wildkatze gesucht. Der Nachweis dieses scheuen Waldtieres ist schwierig. Deshalb taten sich die Umweltschutzbehörde des Kreises, der Forst, der BUND und der NABU zusammen und beobachteten systematisch abgelegene Stellen im Wald. Mit einem Lockmittel versehene Holzstäbe sollten die Katzen verführen, sich an ihnen zu reiben und so Haare für eine genetische Untersuchung zu hinterlassen. Die freiwilligen Helfer mussten sich an eine bestimmte Vorgehensweise halten, damit unnötige Untersuchungen vermieden und Ergebnisse nicht verfälscht wurden.

 

Bisher steht ein Nachweis im Messeler Hügelland noch aus. Sehen wird man diese Katzen selten außerhalb von Gehegen. Daher sind unten Fotos aus dem Bayerwald und einem Tierpark in Leipzig angefügt.

 

Mehr zum bundesweiten Wildkatzen-Projekt

Bundesweites Wildkatzen-Projekt

Leider müssen wir noch warten

Nach telefonischer Auskunft von Susanne Schneider vom Wildkatzen-Projekt müssen wir uns in der Region noch gedulden. Keine der eingesammelten Haarproben ließ sich einer Wildkatze zuordnen. Das Messeler Hügelland ist somit noch nachweisfrei, auch wenn immer wieder Anrufer die Vermutung äußern, sie hätten vielleicht eine Wildkatze gesehen. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse des Projekts finden Sie hier: Wildkatzen-Projekt

Messeler Hügelland einbezogen

Am 19. November 2014 berichtete Susanne Schneider über das bundesweite Wildkatzen-Projekt und die Ergebnisse im Messeler Hügelland. Die ausgebildete Wildökologin arbeitet als Hauptamtliche in dem Projekt mit. Ihr Vortrag vermittelte Informationen über die Spezies und ihre typischen Lebensräume sowie über das Projekt.

Da es viele Meldungen von Bürgern gibt, die vermuten, eine Wildkatze gesehen zu haben, ist eine Unterscheidung von den Hauskatzen wichtig. Susanne Schneider weckte keine Illusionen: Im Freien ist eine sichere Unterscheidung kaum möglich. Obwohl die Wildkatze keine nahe Verwandte der Hauskatzen ist, sondern vermutlich von der afrikanischen Falbkatze abstammt, gibt es äußere Ähnlichkeiten. Tatsächlich können sich beide Unterarten auch verpaaren.

Zunächst zu den äußeren Kennzeichen: Der auffällig buschige Schwanz ist etwas kürzer, weist wenige schwarze Ringe auf, die nicht miteinander verbunden sind. Die Fellmusterung wirkt eher verwaschen. Auf dem Kopf zeigen sich vier Streifen. Die meisten Wildkatzen weisen einen hellen Nasenspiegel und einen weißen Kehlfleck auf. Da man aber nie eine Wildkatze genau neben einer grau oder bräunlich getigerten Hauskatze beobachten wird, fehlt uns die Erfahrung, dies bei einer flüchtigen Beobachtung so genau zu unterscheiden. Dass die Wildkatze einen deutlich kürzeren Darm als die Hauskatze besitzt, dürfte nur wenigen eine Hilfe sein.

Die Nahrung der Wildkatze besteht zu etwa 90 % aus Mäusen, von dene sie bis zu 12 Exemplaren pro Tag verzehrt. Auch Eidechsen und Singvögel kommen in Frage.

Wie ihre Lieblingsspeise so ist auch die Wildkatze vorwiegend dämmerungsaktiv. Tagsüber schläft sie gerne an warmen, sonnenbeschienenen Plätzen, an denen wenig Störungen auftreten.

Zwischen Januar und März findet die Paarung zwischen Katze und Kuder, so der männliche Partner, statt. Anschließend leben die männlichen Tiere wieder als Einzelgänger, die Weibchen nach der Geburt mit ihren Jungen, die sie möglichst lange versteckt halten, z.B. im Totholz oder Erdlöchern.

Es gibt also genügend Faktoren in ihrer Lebensweise, welche die Wildkatze für uns weitgehend unsichtbar macht.

Natürlicher Hauptfeind der erwachsenen Wildkatze ist der Luchs, die größte Katze in den heimischen Wäldern. Er kann ihr problemlos auch auf Bäume folgen. Für die Jungen sind weitere Räuber gefährlich, wie Marder, Eulen und Tag-Greifvögel. Die Aufzucht des Nachwuchses ist für die Wildkatze daher eine anspruchsvolle Aufgabe.

Doch eine große Gefahr geht vom Straßenverkehr aus, der die wandernden Tiere wie auch Luchse, Fischotter und Wölfe dauerhaft gefährdet.

Die Wildkatze bevorzugt Lebensräume, die ihr sowohl ausreichend Nahrung als auch Deckung bieten. Günstig sind daher Wälder mit Unterbewuchs, Waldränder mit Büschen und sich anschließenden Wiesen. Davon gibt es in Deutschland zwar noch einige. Aber das Hauptproblem ist die Isolierung der Wildkatzenbestände voneinander. Es fehlen häufig bewachsene Korridore zwischen verschiedenen Lebensräumen, da große offene Flächen von Wildkatzen gemieden werden. Hessen hat eine wichtige Funktion als Bindeglied zwischen mitteldeutschen und südwestdeutschen genetischen Gruppen. Bei geschätzten 5.000 bis 7.000 Wildkatzen in Deutschland besteht die Gefahr der genetischen Isolierung und Inzucht. Das wichtigste Ziel ist daher die Wiedervernetzung der bekannten Lebensräume. Dazu sind Korridorpflanzungen erforderlich, die mindestens 50 m Breite aufweisen sollten. Seit 2007 befindet sich das Projekt "Wildkatzensprung" in der Umsetzung, die aufwändig ist, vor allem, wenn Verkehrsinfrastruktur und große Flüsse die Gebietsgrenzen bilden.

Die Suche nach Wildkatzen und ihrer genetischen Verwandtschaft ist daher Teil dieser Vernetzungsstrategie.