Im Bundesverkehrswegeplan ist eine Umgehungsstraße für den Ortsteil Rödermark-Urberach zwischen Langen und Eppertshausen vorgesehen. Als eine Option ist die Straßenführung über Messel angedacht. Die Untersuchungen von Flora und Fauna laufen bereits seit Monaten. Das vollständige Untersuchungsgebiet reicht bis nach Offenthal, Urberach und Eppertshausen. Trotz Meldungen im Gemeinde-Blättchen, in der Presse und im Internet sind viele Messeler Bürger*innen immer noch uninformiert. Die Planung wird viel zu oft als abgehakt angesehen, weil sie vor Jahren einmal zurückgestellt wurde. Dass sie jetzt erste Priorität hat, wird dabei übersehen.
Ausschnitt aus dem Planungsgebiet, der von einer neuen Straße möglicherweise durchschnitten werden soll
Die Trasse soll nach dem Wunsch der Gemeinde weder Freizeitgelände noch Waldkindergarten am „Heimkehrerplatz“ abschneiden. Somit stünden nur Routen durch Streuobstwiesen, u.a. die Obstwiese des NABU, weitere extensiv gepflegte und deshalb artenreiche Wiesen, biologisch bewirtschaftete Felder oder der Messeler Wald mit alten Eichen und Buchenbeständen zur Diskussion. Außerdem würden vorhandene Naturschutzgebiete auf der Strecke nach Eppertshausen noch stärker durchschnitten und belastet als bisher.
In der Messeler Gemarkung liegen wertvolle Lebensräume für die Biodiversität
Seitens des NABU halten wir die Gebiete, die betroffen sein könnten, für wertvoll. Der Nachweis gefährdeter Tier- und Pflanzenarten in diesem Bereich wird ein Hindernis für das Straßenbauprojekt sein. Daher beteiligen wir uns parallel zu der von den Planern beauftragten Fachfirma aus Marburg an der Sammlung von Beobachtungen. Wir hatten deshalb die Messeler Bürger/innen aufgerufen, unsere Argumentation gegen diese Trassenoption mit ihren Kenntnissen zu untermauern. An welchen Stellen kommen die folgenden geschützten Tierarten im Gebiet vor:
• Reptilien (Schlangen, Eidechsen, Blindschleichen)
• Amphibien (Frösche, Kröten, Unken, Feuersalamander, Molche)
• Greifvogelhorste (Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan, Habicht, Eulen)
• besonders geschützte Insekten wie Hirschkäfer
Von der Möglichkeit der Mitteilung per Mail an unsere Messeler Projektgruppe (messel@nabu-darmstadt.de) hat leider kaum jemand Gebrauch gemacht. Wir sind daher fast völlig auf eigene Beobachtungen angewiesen. Zwischen März und Juni führten wir drei intensive Begehungen zur Kartierung der Brutvögel im Untersuchungsgebiet durch. In diesen 3 Monaten konnten mehr als 50 Vogelarten erfasst werden. Erfreulich waren die Vorkommen von Feldlerchen, Neuntöter und Goldammern sowie die Sichtung von durchziehenden Braunkehlchen, dem Vogel des Jahres 2023.
Als schwieriger erwies sich die Suche nach Reptilien und Amphibien. Immer wieder werden uns sporadisch Sichtungen von Schlangen und Eidechsen gemeldet. Doch zu oft fehlen den Beobachtenden die Kenntnisse, um die Tiere genauer bestimmen zu können. Fotos können dabei helfen. Nach den Beschreibungen leben offenbar Ringelnattern, Glattnattern (auch Schlingnattern genannt), Blindschleichen und Zauneidechsen leben im Planungsgebiet.
Die heißen Wochen erschwerten es auch, Amphibien über Grünfrösche in Teichen hinaus zu erfassen. Zufällig wurden bei der Suche nach Libellen auch zwei bisher unbekannte Laubfroschreviere entdeckt, in denen angesichts der Anzahl rufender Männchen auch von Nachwuchs auszugehen ist.
Mit der Kartierung von Insekten und besonderen Pflanzen wurde vom NABU ein professionelles Kartierungsbüro beauftragt.
Fotos: Ausgewählte Beobachtungen im Planungsgebiet bei Messel von Hans Günter Abt