Es ist nicht einfach, die Existenz der verschiedenen Eulenarten in einer Region festzustellen. Die heimischen Eulenarten sind tagsüber nur selten zu sehen. In der Dämmerung kann man sie leicht mit anderen Vögeln verwechseln, wenn sie nur rasch an einem vorüberfliegen. Am besten erkennt man sie, wenn sie ruhig irgendwo in ihrem Revier sichtbar sitzen oder wenn sie - vor allem nachts - rufen. Wir zeigen Ihnen hier einige weitere Eulenarten, von denen wir wissen, dass sie in der Stadt und dem sie umgebenden Wald bzw. den Wiesen vorkommen.
Die Hauptnahrung der Eulen besteht aus Mäusen und anderen Kleinsäugern. Aber auch Singvögel und kleinere Eulenarten werden nicht verschmäht. Was verspeist wurde, lässt sich an der Zusammensetzung der „Gewölle“ ablesen: Speiballen aus Haaren oder Federn und Knochen, die nicht verdaut werden. Oft sind auf dem Boden liegende Gewölle der erste Hinweis auf das Vorkommen einer Eule.
Als Vogel des Jahres 2017 steht der Waldkauz nicht nur für viele Eulenarten, sondern auch für die Schwierigkeit anderer Baumhöhlen bewohnender Waldvögel. Ausgehöhlte Bäume können bis zu ihrem endgültigen Absterben wichtige Unterkünfte sein. Auf hohen Bäumen können fast waagerecht abgehende Äste einen Sitzplatz bilden, auf dem der Kauz nah am Stamm seine Ruheposition einnimmt. Dort ist er nur schwer zu erkennen, wenn man nicht genau auf ihn schaut.
Waldkäuze hört man in der Nacht gelegentlich rufen, insbesondere in der Balzzeit von Sep. bis Dez. So war es beispielsweise bei einigen (dem NABU offiziell erlaubten!) nächtlichen Gängen über den Waldfriedhof im Rahmen des 100-Jahre-Jubiläums, aber auch bei einer Exkursion im Rahmen des Umweltdiploms, als den Kindern ein Waldkauzpärchen seine wechselseitigen Rufe präsentierte. Im Darmstädter Ostwald sind nächtliche Rufe keine Seltenheit, Sichtungen hingegen schon.
Junger Waldkauz, noch nicht flügge
Dieses Foto wurde uns von Andrea Herrmann-Arians und Britta Gerold vom Waldprojekt der Erich-Kästner-Schule in Kranichstein zur Verfügung gestellt. Die Kinder entdeckten den jungen Waldkauz auf dem Waldboden.
Die Waldohreule kommt gelegentlich auch in die Ortschaften, besonders im Winter. Dort kann sie als Trupp auftreten. Auch in Messel ist dies derzeit wieder der Fall. 2015/16 war eine erwachsene Waldohreule mit zwei Jungen zu Gast. Auch an anderen Orten findet man diese Eulenart leichter in der Nähe von Menschen, beispielsweise auf Schlafbäumen, auf einem Friedhof oder auf den Bäumen einer Schwimmbadwiese im Urlaub.
Immer wieder werden Waldohreulen aufgefunden, die geschwächt sind, besonders bei verharschtem Schnee, was bei uns nur in harten Wintern vorkommt oder weil sie sich verflogen haben. Wenn sie sachkundig gefüttert werden, lassen sie sich rasch wieder in Freiheit bringen. Wichtig ist dabei, dass man sich vor ihrem Fang- und Tötungswerkzeug schützt, nämlich vor den scharfen und starken Krallen.
Wie ein fliegendes Bügelbrett wirkt der Uhu, wenn diese größte einheimische Eule im Dunkeln über einen hinweg fliegt. Das ist aber ein seltenes Erlebnis. Nur wenige Brutplätze sind so gut einsehbar wie der gezeigte, weswegen wir ihn anonym bleiben lassen. Die direkten Blicke zeigen die Verunsicherung über jeden Beobachter. Er bevorzugt ruhige, normalerweise schwer zugängliche Gebiete für seine Brut. Mit Sicherheit kommt der Uhu in der Region mehrfach vor. Davon zeugen Gewöllefunde in der Gemarkung Messel. Aber selbst in der City wurde uns schon ein Totfund zugestellt. Das beweist, dass der Uhu wegen seiner Heimlichkeit den meisten Menschen verborgen bleibt. Ob dies ein Erfolg der 1982 begonnen Auswilderung aus dem Vivarium ist, wissen wir nicht.
Gerne jagt der Uhu Krähen, Igel und andere Säugetiere bis zur Größe eines Feldhasen. Als Jäger ist er auch für die anderen Eulenarten eine Gefahr.
Die anderen Eulenarten sind besonders für den Steinkauz ein Risiko, da er ebenfalls die Dämmerung und Dunkelheit für die Jagd nach Mäusen vorzieht. In Waldnähe hat er es schwer zu überleben. Sein Wohngebiet sind Streuobstwiesen mit alten Obstbäumen, in denen Wohnhöhlen entstanden sind. Wegen des Rückgangs der Streuobstwiesen und insbesondere der Obstbäume mit Hochstamm geht auch diese Eulenart zurück. In strengen Wintern mit tief verschneiten Wiesen und Äckern gehört auch der Steinkauz zu den besonders gefährdeten Arten.
Die Schleiereule scheint aktuell die größte Verliererin unter den Eulen der Region zu sein. Ihre Quartiere in Scheunen mit Mäusebesatz sind nur noch in geringem Umfang vorhanden. Manchmal werden Ersatzquartiere angenommen, so im Jahr 2000 der ehemalige HEAG-Turm des NABU in Messel. Doch nach dem Ausflug von vier jungen Schleiereulen gab es dort keinen einzigen Brutversuch mehr. An der Meldung von Schleiereulenvorkommen in Darmstadt ist der NABU-Vorstand daher besonders interessiert, um an ihrem Schutz mitzuwirken. Von einer erfolgreichen Erholung des Bestandes, wie man 2013 noch seitens des Vivarium sprach, ist derzeit nichts zu sehen.
In einigen Regionen Deutschlands kann Ihnen auch diese tagsüber fliegende Eulenart begegnen. Von der Größe her etwa der Waldohreule ähnlich ist die Sumpfohreule. Sie wird zum Beispiel häufiger auf einigen friesischen Inseln gesehen und auch im Küstengebiet. Die Sumpfohreule brütet gerne in den Dünen. Beobachtungen an anderen Orten in Deutschland sind selten.