Neue Hirschkäferwiege im Messeler Hügelland

Kraftakt am 5. Oktober 2013 im Messeler Wald

© Jennie Bödeker
© Jennie Bödeker

Regen und Schweiß durchnässten die Beteiligten an der Einrichtung einer neuen "Hirschkäferwiege" am Heimkehrerplatz bei Messel. Dieser Eiablageplatz für die nicht gerade häufige Käferart wurde am Samstag, dem 5. Oktober 2013, aufgefüllt.

Ein Haufen kräftiger Männer trafen trotz Dauerregens am Heimkehrerplatz in Messel ein, auch einige Frauen und Kinder. Anlass waren Informationen und Aktionen zu aktuellen Maßnahmen für die Erhaltung der Artenvielfalt im Messeler Hügelland. Vertreten waren Magistrat und Verwaltung der Gemeinde Messel, untere Naturschutzbehörde des Kreises, Hessen-Forst, die Fa. Rudolph aus Altheim als beteiligte Baufirma, die NABU Gruppe Darmstadt und der Verband der Heimkehrer, der die Waldhütte betreibt.

 

Leider teilte sich die Menge sehr ungleich auf. Die große Mehrheit folgte Uwe Avemarie zu seiner Information an die neuen Teiche am Waldrand, während ein kleines Grüppchen zum Ausbau der Hirschkäferwiege trabte. Unter Anleitung von Friededore Abt-Voigt brachten Michael Gomersky, Isfried Petzenhauser und Hans Günter Abt zunächst die angelieferten Eichenhölzer senkrecht in die 1 m tiefe Grube ein, eine Arbeit, die zum Regen von außen noch den Schweiß aus dem Innern hinzufügte. Der Boden wurde mit morschem Eichenholz ausgelegt, anschließend wurde alles mit Eichenspänen verfüllt.

 

Und warum die ganze Anstrengung?

Hirschkäfer sind unsere größten und imposantesten Käfer. Inklusive ihrer geweihartigen Zangen können die Männchen bis zu 9 cm lang werden. Sie sind durch die FFH-Richtlinie europaweit streng geschützt. Die entwickelten Käfer ernähren sich ausschließlich vom austretenden Saft an verletzten Eichen. Im Juni und Juli kann man sie z.B. rund um den Heimkehrerplatz an solchen Leckstellen beobachten. Hirschkäfer-Larven brauchen für ihre Entwicklung mindestens fünf Jahre. In dieser Zeit fressen sie das vermodernde Holz abgestorbener Eichen und verwandeln es in Humus. Spätestens in zwei Jahren sollte das Material in der Grube soweit angerottet sein, dass Hirschkäferweibchen ihre Eier hier ablegen.

 

Von Besuchern kam die Frage auf, warum wir uns eigentlich so viel Arbeit machen. Hirschkäferlarven könnte man doch häufig im Gartenkompost finden. Das ist jedoch nur selten der Fall: Die dicken weißen Engerlinge, die in Kompost mit Holzanteilen leben, sind normalerweise Larven von Nashorn- und Rosenkäfern. Diese beiden nützlichen Käferarten sind nämlich nicht so wählerisch in Bezug auf die Holzart, die sie fressen und damit zu Humus verarbeiten. Hirschkäfer bevorzugen dagegen vermodernde Eichenreste und sind deshalb besonders gefährdet, wenn alte Eichen aus dem Wald entfernt werden.

 

Zum Vergleich die beiden anderen Arten:

 

Hirschkäferwiege und Umgebung Anfang März 2014