Schwarzstorch mit Sender unterwegs

Unterstützung der Forschung

Der Vorstand unserer NABU-Gruppe hat 2021 beschlossen, die Forschung über die Zugwege der Schwarzstörche, die in Hessen brüten, zu unterstützen. Dafür wurden der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie Mittel für einen kostspieligen Sender zur Verfügung gestellt (Projektkonzept).

 

2022 wurde dieser Sender beschafft. Dazu schreibt uns Christian Gelpke, einer der Verantwortlichen für das Projekt:

"Am 14.06.22 haben wir einen nestjungen Schwarzstorch in der Nähe von Hundstadt besendert (im Horst waren drei  Jungvögel), der Vogel verließ am 24.07.22 dass Horstumfeld und flog erstmal nach Holland, um dann einen östlichen Ausflug bis nach Tschechien zu machen und von da aus dann langsam über Schweiz nach Südwesten zu ziehen, derzeit hält sich der Jungvogel im östlichen Frankreich auf. Das machen eigentlich fast alle westlich ziehenden Schwarzstörche so, um Energie aufzutanken, um dann in einem Rutsch nach Afrika zu fliegen."

 

Der Ort Hundstadt gehört zur Hochtaunus-Gemeinde Grävenwiesbach. Der Ortsteil bietet mit Waldflächen und Grünland dazwischen einen geeigneten Lebensraum für den Schwarzstorch. Die Flugwege des jungen Storchs werden aufgezeichnet. Die HGON lieferte uns dazu drei Grafiken, die wir Ihnen zur Kenntnis geben. 

Schwarzstorch, hier im Größenvergleich mit einem Rotmilan
Schwarzstorch, hier im Größenvergleich mit einem Rotmilan

Karte 1: vom 15. Juni bis 14. September 2022 aufgezeichnete Flugrouten

In dieser Zeit überflog der Jungvogel Gebiete in 5 EU-Ländern: Deutschland, Belgien, Niederlande, Schweiz und Frankreich.

Karte 2: Flugrouten in Rheinland-Pfalz im Detail

Auf einen Besuch im Raum Darmstadt verzichtete der besenderte Schwarzstorch. Stattdessen fühlte er sich offenbar im Hunsrück wohl.

Karte 3: Weiterflug nach Frankreich als Beginn des Zugs

Zum Ende der Beobachtungszeit hielt sich der Schwarzstorch länger in der französischen Region Bourgogne-Franche-Comté auf. Durch Frankreich führt der übliche Weg in die Winterquartiere in Afrika.

Mehr zur Situation des Schwarzstorchs in Hessen

In der Rhön lebt ein Teil der hessischen Schwarzstörche
In der Rhön lebt ein Teil der hessischen Schwarzstörche

Das bis 2024 terminierte Schwarzstorch-Projekt wird von Staatssekretär Conz gesteuert (früher Vorsitzender der HGON). Eingebunden sind Fachleute des Umweltministeriums, des HLNUG, von Hessen-Forst und Landwirtschaftsbetrieb (LLH) sowie HGON und NABU. 800-900 Schwarzstorchpaare wurden 2019 für Deutschland geschätzt, wahrscheinlich nicht alle mit Brutaktivität. Der Nachteil einer Überschätzung ist die Herausnahme aus der Roten Liste gefährdeter Brutvögel. Europaweit werden 10.000 Paare geschätzt und weltweit 20.000 Paare.

 

Das Schutzprogramm setzt auf Verträge mit Waldbesitzern. 35 Horste in Hessen konnten bisher durch Verträge geschützt werden, hinzu kommen 13 in Naturwaldgebieten. Schwierigkeiten gibt es insbesondere mit privaten Besitzern von Waldflächen. 2.500 € pro Jahr für den Nutzungsverzicht und eine Veränderungssperre in einer 200 m breiten Horstschutzzone reichen als Anreiz nicht aus. Besonders beim horstnahen Ausräumen geschädigter Wälder sind Bruten gefährdet. Lange besetzte Horste haben einen größeren Bruterfolg als neue. 2021 fand man in Hessen 70 Reviere, darin 52 Paare mit Bruterfolg. Für Bruten mangelt es an geeigneten Brutbäumen wie alten Eichen. Konkurrenz um solche gibt es mit Rotmilan, Kolkrabe und Uhu. Mit Hessen-Forst werden Plattformen errichtet, auf denen Horste sicher errichtet werden können, um das beobachtete Ausweichen auf instabile Seitenäste zu verringern. Druck durch Prädatoren gibt es auch. Gegen den Waschbär müssen die Brutbäume durch geeignete Plastikmanschetten geschützt werden, gegen Baummarder (Eierfraß) ist dies nicht möglich, auch nicht gegen Luftprädatoren wie Uhu, Kolkrabe, Rotmilan oder – im Norden Deutschlands – den Seeadler.

 

Ein weiterer Baustein des Schutzprogramms ist die Verbesserung von Nahrungsräumen durch Hessen-Forst. Die Entwässerung von Waldgebieten wird gestoppt. So werden bestehende Teichanlagen aufgewertet. 5 Projektgebiete pro Jahr werden von 2023-2025 mit je 30.000 € gefördert, um neue Teiche anzulegen. Dort sollen vor allem Lebensräume für Groppe und Bachforelle als Hauptnahrung des Schwarzstorchs geschaffen werden. Der Schutz der Biber dient ebenfalls diesen Zielen.

Ein Forellenteich als gute Quelle für die Ernährung der Schwarzstörche
Ein Forellenteich als gute Quelle für die Ernährung der Schwarzstörche